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maandag 17 juli 2017

Hoe huidige theologen nog steeds bezig zijn met Spinoza's Bijbel- en religiekritiek

Voorbije dagen stuitte ik op een aantal documenten van de Bonner hoogleraar fundamentele theologie René Buchholz: een tekst „DIE ABENTEUER DER IMMANENZ“. Themen, Ziele und Kontexte neuzeitlicher Religionskritik (cf.); en een bijbehorende diapresentatie, waarin hij de geschiedenis van de religiekritiek langsloopt en veel aandacht voor de rol van Spinoza heeft (rechts een dia daaruit - cf. onder de titel Spinoza's impact. PPT/PDF, advanced seminar, summer term 2015 Cologne University geüpload naar academia.edu).
 
Toen ik verder zocht ontdekte ik dat hij een in maart 2017 geactualiseerde en naar academia.edu geüploade versie de titel had gegeven DIE SUBVERSIVE KRAFT DER IMMANENZ [Lecture Winter Term 2014/15, Bonn University], waarbij de openings-afbeelding nog eens heel duidelijk de centrale plaats van Spinoza in zijn onderzoek aangeeft.


Het is teveel om nader op in te gaan. Informatief en boeiend is het wel. Om aan te voelen waar het René Buchholz om gaat, citeer ik de slotpassage van zijn epiloog, waarin overigens Spinoza niet meer voorkomt. Hij probeert in positieve zin de inmiddels eeuwenoude religiekritiek te verwerken.

Die subversive Kraft der Immanenz bleibt nur erhalten, wenn sie über sich hinaustreibt und sich nicht in sich selbst verschließt.
Gegen die Reduzierung aller Philosophie auf Protokollsätze und eine aggressive Ablehung des spekulativen Moments im Denken schließlich ist mit George Steiner an die Transzendenz der Sprache zu erinnern, die sich keineswegs in der Nachkonstruktion der Wirklichkeit erschöpft: „Durch das wundersame … Vermögen der Grammatiken ist es möglich“, so Steiner, „den Tatsachen zu widersprechen und ‚Wenn‘-Sätze sowie vor allem Formen des Futurums zu bilden, die die menschliche Spezies dazu befähigen, zu hoffen und weit über das Ende des Individuums hinauszureichen. Wir dauern fort, wir dauern schöpferisch fort dank unserer gebieterischen Fähigkeit‚ nein‘ zur Wirklichkeit zu sagen, Fiktionen des anderen, der Erträumten, des Erwünschten und des Erwarteten zu konstruieren, um unser Bewußtsein darin heimisch zu machen. In genau diesem Sinne sind das Utopische und das Messianische syntaktische Figuren.“ Im Grunde ist also der linguistic turn nur zur Hälfte vollzogen und willkürlich im Interesse einer bloßen Ordnung der so genannten Tatsachen abgebrochen worden. Der ganzen Wendung erst hätte sich das überschießende Potential der Sprache erschlossen. Weder Sprache noch Philosophie verschaffen allerdings Gewissheit darüber, ob jene Zukunft sich erfüllen wird, und so dürfte der Zweifel auch heute das religiöse Bewusstein intensiver begleiten als in früheren Zeiten. Die bestimmte Negation des herrschenden Unsinns, intensivierte Kritik also, dürfte die wichtigste Form der von Theologen so oft beschworenen Selbsttranszendenz endlichen Bewusstseins bilden. Kein antimoderner Affekt, kein fundamentalistischer Traum von einer Rückkehr zu fiktiven vormodernen religiösen Ordnungen, wo die Kritik der Aufklärung verbannt ist, sondern Freiheit und Gerechtigkeit bilden Basis, Kriterium und Ziel einer Religion, die, um auf Slavoj Žižek zurückzukommen, sich nicht in einer therapeutischen Funktion erschöpfen will, sondern selbst sich als ein kritisches Bewusstsein begreift, so dass die Kritik der Religion nicht nur den genitivus obiectivus meint, sondern, eingedenk der eigenen rationalen Ressourcen, auch den genitivus subiectivus. Aber beide Formen der Kritik lassen zum Schrecken der Traditionalisten die Bestände der Überlieferung nicht unverwandelt. Der Prozess der Transformation betrifft die gesamte Überlieferung in einer heute noch schwer absehbaren Weise. In jeder Epoche“, schreibt Walter Benjamin, „muß versucht werden, die Überlieferung von neuem dem Konformismus abzugewinnen, der im Begriff steht, sie zu überwältigen.“ Einer Religion aber, die, wie der biblische Monotheismus, der Krise und Kritik entsprang, dürfte dies nicht fremd sein, denn hier wurde im Zuge der monotheistischen Aufklärung als Antwort auf die Katastrophe des Exils nach 587/586 v. Chr. die gesamte religiöse, kulturelle und politische Erbschaft einer Revision unterzogen und ‘dem Konformismus abgewonnen‘. Gerade deswegen darf man hoffen, dass von dieser Religion – jenseits eines fundamentalistischen Nihilismus und theologischen Absolutismus – noch bis in das Selbstverständnis der Vernunft hinein Impulse der Veränderung ausgehen, denn nur „wenn, was ist, sich ändern lässt, ist das, was ist, nicht alles.“ [p. 298-99]
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We waren Buchholz al eens tegengekomen, n.l. in het blog van  08-05-2015, waarin ik enthousiast een flink deel citeerde uit het hoofdstuk van Esther Seidel, “Bento Spinoza: Jüdische Identität und Liberalismus.” dat te vinden is in
Reinhold Boschki / René Buchholz (ed.): Das Judentum kann nicht definiert werden. Beiträge zur jüdischen Geschichte und Kultur, Münster/Berlin (LIT) 2014. cf. academia.edu

20.02.2013 gaf hij een lezing: Prof. Dr. René Buchholz: Monotheismus – Quelle der Intoleranz? [Cf.]
„Der Monotheismus ist ins Gerede gekommen. Galt er der Forschung noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter dem Kriterium von Fortschritt und Vergeistigung als religionsgeschichtlicher Höhepunkt, so wird er heute verdächtigt, mit seiner Unterscheidung zwischen ‚wahrer‘ und ‚falscher‘ Religion Intoleranz, religiösen Fanatismus und Gewalt zu befördern. Der Fundamentalismus wäre demnach sein wahres Gesicht. Über die Kritik Jan Assmanns hinausgehend stellte Peter Sloterdijk jene Tradition,*) die den einen und einzigen Gott in das Zentrum der Religion rückt, unter Totalitarismusverdacht und diagnostizierte hier eine ‚Pathologie des Bewusstseins‘: Der Monotheismus hat ein krankes Verhältnis zur Wirklichkeit. Allerdings können zeitgenössische Kritiker kaum Copyrights beanspruchen; ihre Motive sind älter und reichen über Friedrich Nietzsche bis in die Aufklärung.
Haben die Verächter Recht? Oder gibt es kritische Potenziale der monotheistischen Traditionen, die häufig übersehen werden? Der Vortrag versucht, anhand eines religionsgeschichtlichen Rückblicks die Aktualität des Monotheismus aufzuzeigen, ohne die Gefahren, denen eine geschichtssensible Religion ausgesetzt ist, zu unterschlagen. Vielleicht ging es ja in den oft polemischen Auseinandersetzungen der Entstehungsphase nicht um richtige oder falsche Religion, sondern um den richtigen way of life angesichts einer von Gewalt, Unrecht und sozialen Asymmetrien gekennzeichneten Geschichte.“ (René Buchholz)

*)  René Buchholz, „Eifern für den Einen“. Sloterdijks Pathologisierung des biblischen Monotheismus.[academia.edu]

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