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dinsdag 19 maart 2019

Johann Conrad Dippel (1673-1734) bekämpfte niemanden erbitterter als #Spinoza (Max Grunwald)


Zoals ik in het vorige blog aankondigde, breng ik hier hetgeen Max Grunwald over Johann Conrad Dippel schreef in zijn
Max Grunwald, Spinoza in Deutschland: Gekrönte Preisschrift. Berlin: Verlag von S. Calvary & Co, 1897 – archive.org

Grunwald baseert zich in “§ 41. Dippel” vooral op het boek van Dippel, Fatum fatuum, waarop ik in het vorige blog wees - “Der erste Angriff gegen Spinoza von Seiten deutscher Theologen” [aldus de Duitse Spinoza Bibiografie].  
Grunwald ziet Dippel eerder als een felle bestrijder van Spinoza dan als een verborgen aanhanger, of als iemand die door Spinoza is beïnvloed (zoals Stephan Goldschmidt hem las; cf. eerste blog).

Ik vermeld nog dat ik op 25-04-2013 het blog had over: » Max Grunwald (1871 - 1953) Gekrönte Preisschrift "Spinoza in Deutschland" «

§ 41. Dippel.

 Andererseits stossen wir auf die selbst für jene wunderliche Zeit auffallende Erscheinung, dass man über Fischer hinaus seinen Gedankengang bis in das Herz des Spinozismus fortführen, in derselben Richtung über den Deismus hinaus seiner Zeit vielleicht um Jahrhunderte vorauseilen und nicht allein sich, sondern einer ganzen verwandten Richtung den Tadel der Spinozisterei zuziehen konnte, ohne doch im eigentlichen Sinne ein Spinozist zu sein, ja ohne auch nur in anderen Ausdrücken, als die erbittertsten Feinde des Amsterdamer Juden, von ihm und seinen Lehren zu reden. Dieses Schauspiel gewährt uns Joh. Chr. Dippel, eine der merkwürdigsten Erscheinungen des vorigen Jahrhunderts. Fast alle glaubensfeindlichen Elemente seiner Zeit vereinigen sich unbeschadet der zwischen ihnen selbst waltenden Gegensätze, in dem Charakterbilde dieses Mannes. Mit Knuzen, dem er auch in seinem Lebenswandel und äusseren Schicksalen sehr nahe steht, ist er Rationalist. Er fordert sogar die Zivilehe und die Aufhebung des Privatbesitzes. Die Obrigkeit lässt er nur im Reiche der Natur gelten, ein wahrer Christ steht von rechtswegen unter keiner weltlichen Regierung. Andererseits ist er wiederum mit den Pietisten Pietist. Das Wesen der Religion findet er in der Liebe und Selbstverleugnung. Gott offenbart sich besser, als in der Hg. Schrift, in unserem Herzen. Wahre Frömmigkeit ist in allen Bekenntnissen möglich. Daneben ist er, wie Lau, Kabbalist und treibt chemische Studien, denen wir die Erfindung des Berlinerblau zu verdanken haben.

In seinen zahlreichen Schriften bekämpft Dippel in einer krausen Sprache und mit den gemeinsten Ausdrücken die ganze zeitgenössische Philosophie, doch niemanden erbitterter als Spinoza. All die glühenden Kohlen von Bayles und Kortholts Herde werden auf Spinozas Haupt gesammelt. Fatalismus, Mechanismus, Blasphemie und ähnliche Verbrechen werden ihm zur Last gelegt. Seine Titel sind: „Gauckler; Dornbusch; degenerirter Jud, der in seinem Ausgang von den Juden viel mehr Wahrheit verlohren, als er unter den heydnischen Christen [68] gefunden; Esprit fort, wann fort so viel bedeuten soll als gros (grob oder plumb); Tropf: armer Teufel: Narr, der das Tollhaus billig meritirt: wunderlicher Philosophus, der mit aller seiner grossen Mühe und mit aller Spitzfindigkeit seiner verderbten Einbildungskraft, nichts als die lahmsten und elendesten Fratzen auf die Bahn gebracht, und hierauf einen sich selbst widersprechenden Satz mit dem andern gehäufifet: Narr aller Narren: mathematische Phantast, Hans Ochse, Bube aller Buben" u. ä- m. Seine Lehren sind: Lappereien: unzeitige und gauckelhafifte Alfantzereien: einem Menschen so unanständiger Wahnwitz und kaum vor viehisch zu achtende Erfindung . . , als welche nicht mit Worten, sondern billig mit Schlägen gezüchtiget werden sollte, wo anders noch einige Züchtigung bey so niedrig -gesinnten finstem Machinen statt findet.** (S. Sehr. Berleburg 1747 Bd. U S. 76 fg. 79. 80. 162 fg. 355 fg. 848.)

Sachlich ficht Dippel vor allem Spinozas Akosmismus an, der den Geschöpfen jede Möglichkeit einer Selbstthätigkeit benimmt und andererseits Gott zur unmittelbaren Ursache aller Fehler in der Welt macht. “Dieser Dornbusch oder Spinosa sähe alsobald, dass es gleichviel gesagt sein würde, Creaturen zu machen, die keine eigene Bewegung haben, und nur leidende unter der fatalen Direction . . . der ersten bewegenden Ursache stünden: und die erste bewegende Ursache selbst als das Wesen aller sogenannten Creaturen anzugeben: so dass nichts zu sehen und zu finden wäre als Gott und dessen Wesen selbst, wie es sich auf unterschiedene Weisen . . modificirt oder auf dem Theatro zum Anschauen stellet. Dann wann das andere dem Wesen Gottes nicht entgegenlaufet, nämlich ein Urheber aller solchen Confusion zu seyn, durch die erste Bewegung, so war es klar genug, dass dem Wesen Gottes selbst alles konte ohne einige Furcht der Impietät heimgeschrieben werden, was Cartes und Hobbes, noch als Wirkung der Geschöpfen ausser dem Wesen Gottes angesehen, indem der Actus der Schöpfung nach der Schrift aus Gott, und also aus dem ersten Wesen seinen Object hat. Er sähe auch das dabey, dass die Machine in ihrem Band viel vollständiger würde erscheinen, wann überall des Cartesii Dencking mit des Hobbesii mathematischer Ausbreitung wesentlich vereiniget stünde: deshalb corrigirte er getrost des Cartes allzu subtile Abstractiones und suchte in dem Wesen Gottes selbst nicht nur die Dencking, sondern auch die Ausbreitung, worinnen er in soweit der Wahrheit näher kam, als Hobbes und Cartes, wann die Ausbreitung so viel heissen soll, als der materialische Grund aller Geschöpfen, und nicht ein Körper, der unter denen Gesetzen der Ma- [69] thesis liegt, und äussere Proportiones zeiget, welche Proportiones erst durch den freyen Actum der Schöpfung sind entdecket worden, da die Individua, oder sonderbare Substantien, nach allen ihren wesendlichen Theilen aus dem Unendlichen . . ins Endliche sind gesetzt . . Aber weil der Tropf das teufelische Fatum schon zu Grunde geleget, und keine singulaire Bewegung oder individualen Lebensgrund, wollte statuiren, um aus vieler bewegenden Ursachen Concordantz oder Discrepantz . . die Phaenomena in der äussern Natur und auch in der Religion zu unterscheiden, so musste er nothwendig bey aller Klugheit noch weiter in des Teufels Netz fallen, und alsobald das Wesen Gottes selbst von aller Ewigkeit so unterstellen, wie er es nach seiner dummen Klugheit gegenwärtig fände, und es auch in alle Ewigkeit so sichtbar und denen legibus . . der Mathesis unterworffen bleiben lassen." (Fatum Fatuum S. Sehr. Bd. II S. 76 ff.) Demnach dürfte Spinoza konsequenter Weise weder (ebd. S. 79)) „denen Schreibern der hg. Schrift den göttlichen Trieb und Gewissheit disputiren, da sie doch nach seinem Grund nichts anders als göttlich haben lehren und schreiben können, indem sie wesendliche Theile der Gottheit selbst waren, und Gott allein in ihnen, als in modis essentiae divinae alles dachte und thate", noch (ebd. S 80, vgl. „Chymischer Versuch" S.  845)) von einem „Tract. de emendatione intellectus" reden, „welcher Titul, nach seinem Praesupposito notwendig so viel bedeutet, als emendatio essentiae divinae." Er macht auch in Wahrheit „die Hauptursache aller Dinge, nämlich den allein weisen und vollkommen seligen Gott, als den unmittelbaren Unterwurff alles . . Elendes und aller Unordnung." (“Vitae animalis morbus et medicina . . wobey zugleich die Tollheiten des Mechanismi und Spinozismi aus dem Grunde entdecket und mit handtastlichem sonnenklaren Beweiss aus dem Bezirk der gesunden Vernunfft Verstössen werden" a. a. O. Bd. II S. 162 fg. 583. Vgl. Bd. III S. :W4f.)

Den theolog.-polit. Traktat trifft derselbe vorwurf, welcher später gegen Kants Kritik der practischen Vernunft erhoben wurde, dass der Verfasser damit ganz gegen sein System den Forderungen des wirklichen Lebens Zugeständnisse mache (a.a.O. n S. 355 fg.).

Hieraus ist also jedenfalls das eine zu entnehmen, dass Dippel die Auffassung der Ausdehnung als eines Attributes der Gottheit grundsätzlich billigt. Dies spricht auch unzweideutig aus einer anderen Stelle („Wegweiser zum verlohrenen Licht" a. a. O. 937): „Was Epiphanius mit den Anthropomorphiten vor einen cörperlichen Begriff von Gott selbst gehabt, ist droben [70] erinnert. So grob verstehen wir es nicht, bezeugen aber ohne Furcht der Ketzerey, dass das Sichtbare im Unsichtbaren sein Wesen und seine Krafft habe, dass die Leiber und Geister der äussern Natur den freyen Geistern der unsichbaren Welt unterworffen sind . . dass endlich das unendliche geistliche Wesen Gott selbst als die Mutter alles, noch alle Geschöpfe trage und beseele . ." Der evolutionäre Pantheismus, der sich in solchen Sätzen kundgiebt, war zwar zu Dippels Zeiten geeignet, seinem Vertreter den Makel des Spinozismus zuzuziehen. In Wahrheit steht er aber dem Geiste der „Ethik" so fern, dass man dabei, wie hier der Fall, ein aufrichtiger und unversöhnlicher Gegner Spinozas sein kann.

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