Zoals ik in het vorige blog aankondigde, breng ik hier hetgeen Max Grunwald
over Johann Conrad Dippel schreef in zijn
Max Grunwald, Spinoza in Deutschland: Gekrönte Preisschrift. Berlin: Verlag von
S. Calvary & Co, 1897 – archive.org
Grunwald
baseert zich in “§ 41. Dippel” vooral op het boek van
Dippel, Fatum fatuum, waarop ik in
het vorige blog wees - “Der erste Angriff gegen Spinoza von Seiten deutscher Theologen” [aldus de Duitse Spinoza Bibiografie].
Grunwald ziet Dippel eerder als een felle bestrijder van Spinoza dan als een verborgen aanhanger, of als iemand die door Spinoza is beïnvloed (zoals Stephan Goldschmidt hem las; cf. eerste blog).
Ik vermeld nog dat ik op 25-04-2013 het blog had over: » Max Grunwald (1871 - 1953) Gekrönte Preisschrift "Spinoza in Deutschland" «
Grunwald ziet Dippel eerder als een felle bestrijder van Spinoza dan als een verborgen aanhanger, of als iemand die door Spinoza is beïnvloed (zoals Stephan Goldschmidt hem las; cf. eerste blog).
Ik vermeld nog dat ik op 25-04-2013 het blog had over: » Max Grunwald (1871 - 1953) Gekrönte Preisschrift "Spinoza in Deutschland" «
§
41. Dippel.
In
seinen zahlreichen Schriften bekämpft Dippel in einer krausen Sprache und mit
den gemeinsten Ausdrücken die ganze zeitgenössische Philosophie, doch niemanden
erbitterter als Spinoza. All die glühenden Kohlen von Bayles und Kortholts
Herde werden auf Spinozas Haupt gesammelt. Fatalismus, Mechanismus, Blasphemie
und ähnliche Verbrechen werden ihm zur Last gelegt. Seine Titel sind: „Gauckler;
Dornbusch; degenerirter Jud, der in seinem Ausgang von den Juden viel mehr
Wahrheit verlohren, als er unter den heydnischen Christen [68] gefunden; Esprit
fort, wann fort so viel bedeuten soll als gros (grob oder plumb); Tropf: armer
Teufel: Narr, der das Tollhaus billig meritirt: wunderlicher Philosophus, der
mit aller seiner grossen Mühe und mit aller Spitzfindigkeit seiner verderbten
Einbildungskraft, nichts als die lahmsten und elendesten Fratzen auf die Bahn
gebracht, und hierauf einen sich selbst widersprechenden Satz mit dem andern
gehäufifet: Narr aller Narren: mathematische Phantast, Hans Ochse, Bube aller
Buben" u. ä- m. Seine Lehren sind: Lappereien: unzeitige und
gauckelhafifte Alfantzereien: einem Menschen so unanständiger Wahnwitz und kaum
vor viehisch zu achtende Erfindung . . , als welche nicht mit Worten, sondern
billig mit Schlägen gezüchtiget werden sollte, wo anders noch einige Züchtigung
bey so niedrig -gesinnten finstem Machinen statt findet.** (S. Sehr. Berleburg
1747 Bd. U S. 76 fg. 79. 80. 162 fg. 355 fg. 848.)
Sachlich
ficht Dippel vor allem Spinozas Akosmismus an, der den Geschöpfen jede Möglichkeit
einer Selbstthätigkeit benimmt und andererseits Gott zur unmittelbaren Ursache
aller Fehler in der Welt macht. “Dieser Dornbusch oder Spinosa sähe alsobald,
dass es gleichviel gesagt sein würde, Creaturen zu machen, die keine eigene
Bewegung haben, und nur leidende unter der fatalen Direction . . . der ersten
bewegenden Ursache stünden: und die erste bewegende Ursache selbst als das
Wesen aller sogenannten Creaturen anzugeben: so dass nichts zu sehen und zu
finden wäre als Gott und dessen Wesen selbst, wie es sich auf unterschiedene
Weisen . . modificirt oder auf dem Theatro zum Anschauen stellet. Dann wann das
andere dem Wesen Gottes nicht entgegenlaufet, nämlich ein Urheber aller solchen
Confusion zu seyn, durch die erste Bewegung, so war es klar genug, dass dem
Wesen Gottes selbst alles konte ohne einige Furcht der Impietät heimgeschrieben
werden, was Cartes und Hobbes, noch als Wirkung der Geschöpfen ausser dem Wesen
Gottes angesehen, indem der Actus der Schöpfung nach der Schrift aus Gott, und
also aus dem ersten Wesen seinen Object hat. Er sähe auch das dabey, dass die
Machine in ihrem Band viel vollständiger würde erscheinen, wann überall des
Cartesii Dencking mit des Hobbesii mathematischer Ausbreitung wesentlich vereiniget
stünde: deshalb corrigirte er getrost des Cartes allzu subtile Abstractiones
und suchte in dem Wesen Gottes selbst nicht nur die Dencking, sondern auch die
Ausbreitung, worinnen er in soweit der Wahrheit näher kam, als Hobbes und
Cartes, wann die Ausbreitung so viel heissen soll, als der materialische Grund
aller Geschöpfen, und nicht ein Körper, der unter denen Gesetzen der Ma- [69]
thesis liegt, und äussere Proportiones zeiget, welche Proportiones erst durch
den freyen Actum der Schöpfung sind entdecket worden, da die Individua, oder
sonderbare Substantien, nach allen ihren wesendlichen Theilen aus dem
Unendlichen . . ins Endliche sind gesetzt . . Aber weil der Tropf das teufelische
Fatum schon zu Grunde geleget, und keine singulaire Bewegung oder individualen
Lebensgrund, wollte statuiren, um aus vieler bewegenden Ursachen Concordantz
oder Discrepantz . . die Phaenomena in der äussern Natur und auch in der Religion
zu unterscheiden, so musste er nothwendig bey aller Klugheit noch weiter in des
Teufels Netz fallen, und alsobald das Wesen Gottes selbst von aller Ewigkeit so
unterstellen, wie er es nach seiner dummen Klugheit gegenwärtig fände, und es
auch in alle Ewigkeit so sichtbar und denen legibus . . der Mathesis
unterworffen bleiben lassen." (Fatum Fatuum S. Sehr. Bd. II S. 76 ff.)
Demnach dürfte Spinoza konsequenter Weise weder (ebd. S. 79)) „denen Schreibern
der hg. Schrift den göttlichen Trieb und Gewissheit disputiren, da sie doch
nach seinem Grund nichts anders als göttlich haben lehren und schreiben können,
indem sie wesendliche Theile der Gottheit selbst waren, und Gott allein in
ihnen, als in modis essentiae divinae alles dachte und thate", noch (ebd.
S 80, vgl. „Chymischer Versuch" S.
845)) von einem „Tract. de emendatione intellectus" reden, „welcher
Titul, nach seinem Praesupposito notwendig so viel bedeutet, als emendatio
essentiae divinae." Er macht auch in Wahrheit „die Hauptursache aller
Dinge, nämlich den allein weisen und vollkommen seligen Gott, als den
unmittelbaren Unterwurff alles . . Elendes und aller Unordnung." (“Vitae
animalis morbus et medicina . . wobey zugleich die Tollheiten des Mechanismi
und Spinozismi aus dem Grunde entdecket und mit handtastlichem sonnenklaren
Beweiss aus dem Bezirk der gesunden Vernunfft Verstössen werden" a. a. O.
Bd. II S. 162 fg. 583. Vgl. Bd. III S. :W4f.)
Den
theolog.-polit. Traktat trifft derselbe vorwurf, welcher später gegen Kants
Kritik der practischen Vernunft erhoben wurde, dass der Verfasser damit ganz
gegen sein System den Forderungen des wirklichen Lebens Zugeständnisse mache
(a.a.O. n S. 355 fg.).
Hieraus
ist also jedenfalls das eine zu entnehmen, dass Dippel die Auffassung der
Ausdehnung als eines Attributes der Gottheit grundsätzlich billigt. Dies
spricht auch unzweideutig aus einer anderen Stelle („Wegweiser zum verlohrenen
Licht" a. a. O. 937): „Was Epiphanius mit den Anthropomorphiten vor einen
cörperlichen Begriff von Gott selbst gehabt, ist droben [70] erinnert. So grob
verstehen wir es nicht, bezeugen aber ohne Furcht der Ketzerey, dass das
Sichtbare im Unsichtbaren sein Wesen und seine Krafft habe, dass die Leiber und
Geister der äussern Natur den freyen Geistern der unsichbaren Welt unterworffen
sind . . dass endlich das unendliche geistliche Wesen Gott selbst als die
Mutter alles, noch alle Geschöpfe trage und beseele . ." Der evolutionäre
Pantheismus, der sich in solchen Sätzen kundgiebt, war zwar zu Dippels Zeiten
geeignet, seinem Vertreter den Makel des Spinozismus zuzuziehen. In Wahrheit
steht er aber dem Geiste der „Ethik" so fern, dass man dabei, wie hier der
Fall, ein aufrichtiger und unversöhnlicher Gegner Spinozas sein kann.
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