§ 3l Baruch Spinoza
Drelli, Spinoza's Leben und Lehre 1843
Helferich, Spinoza und Leibniz 1846
Schaarschmidt, Des Cartes und Spinoza. Urkundliche Darstellung Beider 1850
Thomas, Spinozae systema philosophicum, 1835
Helferich, Spinoza und Leibniz 1846
Schaarschmidt, Des Cartes und Spinoza. Urkundliche Darstellung Beider 1850
Thomas, Spinozae systema philosophicum, 1835
Cartesius hat zuerst das Denken auf
sich selbst gestellt durch seinen Satz: ich denke also bin ich: im Fortgange
seiner Lehre aber fiel er wieder in eine dualistische Trennung von Denken und
Sein, indem er Geist und Materie als sich ausschließende Gegensätze und für
sich seiende Substanzen faßte, und damit in eine ganz mechanisch äußerliche
Weltansicht zurück. Den cartesianischen Dualismus zu vermitteln und damit die
Einseitigkeit des cartesianischen Standpunktes zu überwinden, versuchten Geulinx
und Malebranche mit so wenig Glück, daß sie es nur zu einer äußerlichen und
widerspruchsvollen Vermittelung jenes Dualismus von Geist und Materie, Denken
und Sein brachten. Eine gründlichere und befriedigendere Vermittelung hat erst
Spinoza errungen, welcher von Cartesius ausgehend und auf dessen metaphysischen
Grundlagen fortbauend, die wesentlichen Kategorien des Cartesius vollständig
durchführend, den Dualismus von Sein und Denken in der Einheit der Substanz
aufhob und dadurch die consequente Vollendung und ergänzende Fortführung der cartesianischen
Philosophie gegeben hat.
Baruch (oder wie er sich nach seinem
Austritt aus der Judenschaft nannte, Benedict) Spinoza war 1632 in Amsterdam
geboren und der Sohn eines wohlhabenden jüdischen Kaufmanns aus portugiesischem
Geschlecht, der ihm eine gute Erziehung geben ließ. Im Talmud wie in der Bibel
unterrichtet und durch Bescheidenheit und reinen Wandel sich auszeichnend, war
Spinoza in der Gemeinde hoch angesehen. Ein Arzt, van den Ende, unterrichtete
ihn im Lateinischen, in welcher Sprache Spinoza's Werke geschrieben sind. Die
Tochter dieses Mannes flößte Spinoza eine tiefe Neigung ein; sie zog aber einen
Andern vor. Als sich Spinoza dem Studium der Physik und des Cartesius ergab,
und den Besuch der Synagoge, sowie den Umgang mit Juden zu meiden begann, lud
er den Haß seiner Glaubensgenossen auf sich, die befürchteten, er wolle zum
Christenthum übertreten, was Spinoza nie gethan hat. Da sie ihn verfolgten und
ihm sogar nach dem Leben trachteten, verließ er Amsterdam,worauf ihn die Juden
alsbald aus der Gemeinde ausschlossen. Spinoza hatte das Schleifen optischer
Gläser gelernt, wovon er sich nährte, indem er solche neben seinen Studien in
der Nähe von Amsterdam verfertigte und durch seine Freunde verkaufen ließ. Seit
dem Jahre 1664 brachte er kurze Zeit zu Rynsburg bei Leyden, dann in Voorburg
in der Nähe vom Haag zu und ließ sich endlich im Haag selbst nieder. So einfach
und zurückgezogen aber auch hier Spinoza lebte, so hatte doch der Ruf seiner
literarischen Thätigkeit viele Wiß und Neubegierige herbeigezogen, die ihn
persönlich aufsuchten oder Correspodenzen mit ihm anknüpften. Eine vom
Kursürsten von der Pfalz ihm angetragene Professur der Philosophie in
Heidelberg lehnte er ab. Trotz seiner einfachen und mäßigen Lebensweise war
Spinoza zwanzig Iahre lang von der Schwindsucht angegriffen, an welcher er im
vierundvierzigsten Lebensjahre (1677) starb.
Seine erste Schrift, die er in seinem
einunddreißigsten Lebensjahre herausgab (1664) war eine Schrift “Ueber die
philosophischen Principien des Cartesius” welcher als Anhang die
“Metaphysischen Gedanken beigefügt waren”. Dieselbe hatte den Zweck, mit der
Darlegung der Grundzüge des cartesianischen Systems
Etc. Dit laat ik voor wat het is en ga
verder met de volgende paragraaf.
§ 32 Die Philosophie des Spinoza
Die drei metaphysischen Grundbegriffe
auf welchen das System Spinoza ruht, sind die Begriffe der Substanz, des
Attributs und des Modus.
Es gibt nur Eine und zwar absolut
unendliche Substanz, und diese ist Gott; die Substanz aller Dinge ist nur Eine
und diese ist Gott; dies ist der Fundamentalsatz der spinozistischen
Philosophie. Weil die Substanz durch sich ist, d.h. ihr Begriff keines Beweises
bedarf, wird sie auch nur durch sich begriffen. Sie ist die Ursache ihrer
selbst, d.h. ihr Wesen schließt die Existenz in sich; oder mit andern Worten:
Gott eristirt nothwendig.
Durch ihre Existenz allein kann die
Substanz nicht gefaßt werden, sondern nur durch ein Attribut, d.h. durch
Dasjenige was der Verstand an der Substanz als ihr Wesen ausmachend wahrnimmt.
Die Substanz an sich ist ganz bestimmungslos; der Verstand gehört nicht zur
Substanz als solcher; aber für den Verstand wird in den Attributen das Wesen
der Substanz ausgedrückt; das Attribut ist ganz dasselbe, wie die Substanz, nur
daß es Attribut genannt wird im Verhältniß zu einem Verstande, welcher der
Substanz eine bestimmte Natur zuschreibt, während sie selbst an sich keine
bestimmte Weise des Seins hat und ganz gleichgültig gegen die Zahl der
Attribute ist, welche an sie gebracht werden. Es können vom Verstande unendlich
viele Attribute in die Substanz gesetzt werden. Da jedoch der menschliche
Verstand nur Anschaunng und Denken in sich findet, so betrachtet er auch die
Substanz nur unter zwei Attributen unter dem Attribut des Denkens und der
Ausdehnung. Gott oder die Substanz ist denkend, sofern sie der Verstand unter
dem Attribut des Denkens, und ausgedehnt sofern ihn der Verstand unter dem
Attribut der Ausdehnung betrachtet. Beide Attribute sind ganz selbständig gegen
einander ander und können nicht aus der Substanz selbst, sondern durch sich
selbst begriffen werden; denn die Substanz ist nur Eine, und kann außer ihr
nichts Reales gedacht werden.
Wie verhält sich nun aber die Substanz
zu den Einzelwesen, zu den sogenannten eristirenden Dingen? Das Endliche als
solches existirt gar nicht, nach Spinoza; sollen die endlichen Dinge reale
Eristenz haben, so können sie dies nur, sofern sie nichtendliche, nichteinzelne
sind und Eins ausmachen, d.h. sofern sie in Gott sind oder als wechselnde
Ausdrücke oder Formen (Modi) der Einen unveränderlichen Substanz begriffen
werden. Die endlichen Dinge sind also nur Modi oder Affectionen (Ausdrucksweisen)
der Substanz; für sich sind sie gar Nichts; außer der Substanz existirt gar
Nichts; die Existenz der Welt als eines Aggregats von Einzeldingen ist gar
keine wirkliche Existenz (Akosmismus).
Auf solche Weise werden die
Einzeldinge weder durch die Erkenntniß des ersten Grades, die Sinnenerkenntniß,
noch durch die Erkenntniß des zweiten Grades, durch Begriffe und Schlußfolgerungen,
sondern allein durch die höchste und allein wahre, die intuitive
Vernunfterkenntniß betrachtet. Nur die letztere Erkenntnißweise betrachtet die
Dinge, wie sie wahrhaft und wirklich sind, als nothwendige und ewige, im Lichte
der göttlichen Substanz, sub specie
aeterni, als Modi oder Affeectionen der ewigen Substanz. Da nun die Dinge
weder außer Gott Etwas sind, noch als Dinge etwas Gemeinsames mit ihm haben, so
kann Gott nur als immanente Ursache der Dinge gedacht werden, d.h. nicht
eigentlich als ihre Ursache, sondern als ihre Substanz oder Materie, als ihr
Substrat, als Natura naturans der
Welt oder der endlichen Dinge, als der Natura
naturata. Ein Handeln aus freiem Willen findet somit bei Gott nicht statt;
aus seiner Nothwendigkeit folgt Alles, seine Macht ist mit seinem Wesen Eins.
Was darum in Gottes Macht ist, ist wirklich, und einen Unterschied zwischen
Möglichkeit und Wirklichkeit annehmen, hieße Gott eine thörichte Freiheit
zuschreiben; bei Gott von einem Handeln nach Zwecken reden, hieße ihn einem
Andern unterwerfen; der Grund seines Handelns ist der Grund seines Seins, und
wie er nicht um eines Zweckes willen da ist handelt er auch nicht um eines
Zweckes willen; denn dies würde Gottes Vollkommenheit aufheben.
Je nachdem nun die Welt unter dem
Attribute des Denkens oder der Ausdehnung gedacht wird, ist sie die Welt der
Ideen oder die Körperwelt; beide stehen in
vollkommener Uebereinstimmung. Modifikationen der Substanz, sofern sie
ausgedehnt gedacht wird, sind die materiellen Dinge, sofern sie denkend gedacht
wird, die Ideen; und jedes Ding ist von einem Ding, jede Idee von einer Idee
bedingt, nicht aber ein Ding von einer Idee, oder eine Idee von einem Ding.
Leib und Seele sind ein und dasselbe Ding nur unter verschiedenen Attributen
betrachtet; der Geist ist die Idee des Körpers, der unter dem Attribute des
Denkens betrachtete Körper; eine Seele die Idee meines Körpers, oder die
Erkenntniß desselben, wie er in Gott ist. Darum kann weder der Geist auf den
Körper, noch der Körper auf den Geist einwirken. Was wir Willensentschluß
nennen, ist nichts Anderes als eine Determination (Bestimmtwerden) unsers
Körpers, nur unter einem andern Attribute betrachtet. Wie nun der einzelne
Mensch nichts Anderes ist als ein Modus der göttlichen Substanz, so kann ihm
auch nicht freier Wille zugesprochen werden; denn da der Willensentschluß nur
Modification des Körpers ist, so muß der Wille ebenso, wie der Körper, stets
von Etwas determinirt oder bestimmt sein; die Menschen halten sich aber für
frei, weil sie sich der determinirenden Ursachen nicht bewußt sind.
Wir sind thätig, wenn in oder außer
uns Etwas geschieht, wovon wir die vollständige Ursache sind; leidend, wenn in
oder außer uns Etwas geschieht, wovon wir gar nicht oder nur teilweise die
Ursache sind. Je mehr inadäquate oder verworrene Ideen der Geist hat, desto
mehr ist er leidend; je mehr adäquate oder der Wahrheit entsprechende Ideen er
hat, um so mehr ist er thätig; je mehr er aber thätig ist um so vollkommener
ist er. Das Streben des Geistes, seine Realität zu erhalten und zu vermehren,
ist Wille, wenn man blos vom Geist, Trieb oder Begierde, wenn man vom Geist und
Körper spricht. Das Uebergehen des Geistes zu größerer Vollkommenheit oder
Realität ist Freude, das Umgekehrte ist Trauer; Freude die mit der Idee einer
äußern Ursache derselben verbunden ist heißt Liebe; Trauer die mit der Idee
einer äußern Ursache derselben verbunden ist, heißt Haß. Aus Freude, Trauer und
Begierde werden dann von Spinoza alle übrigen Affecte abgeleitet und ihre
Wirkungen als nothwendig dargethan. Die Unfreiheit des Menschen besteht in dem
Unvermögen, seine Affecte zu bändigen und zu unterdrücken. Gutes und Böses
bezeichnet nichts Positives in den Dingen selbst, sondern nur Vorstellungen und
Begriffe, die wir durch Vergleichung der Dinge uns bilden. Die Sünde ist nichts
Positives, denn Nichts geschieht gegen Gottes Willen, der Begriff der
Unvollkommenheit kommt uns nur, indem wir Etwas mit einem Andern vergleichen;
so ist also das Böse eine Negation, die nur in unserer Vorstellung als Etwas
erscheint. Bei Gott ist keine Idee des Bösen; es ist Privation, d.h. bloße
Abwesenheit, in sich selbst gar Nichts; wäre Böses, Sünde etwas Wirkliches, so
wäre Gott gewiß ihr Urheber. Um aber doch die Worte Gut und Bös beizubehalten,
so ist gut Das, wovon wir gewiß wissen, daß es uns wahrhaft nützlich, böse Das,
wovon wir wissen, daß es uns schädlich ist oder uns verhindert, eines Gutes
theilhaftig zu werden.
Tugend ist nichts Anderes als Macht
oder Tüchtigkeit; d.b. die Tugend besteht in der Kraft des Menschen,
hervorzubringen, was aus seiner Natur erklärt werden kann. Wirklich nützlich
ist aber, was ihn zu größerer Perfection oder Realität bringt; darum muß Ieder
sein Sein zu bewahren und zu erhöhen suchen. Da nun das Wesen der Vernunft
Erkennen ist, so hält der Geist Nichts für nützlich und gut, als was zum
Erkennen beiträgt, und Nichts für übel, als was uns daran hindert. Das höchste
Gut ist die Erkenntniß Gottes, und die höchste Tugend des Geistes, Gott zu
erkennen. Ein Affect, der ein Leiden ist, hört auf ein Leiden zu sein, sobald
wir eine klare Idee von ihm haben, denn er ist nur ein Leiden, weil er eine
verworrene Idee ist. Je mehr der Geist alle Dinge als nothwendig erkennt um so
weniger leidet er, und je mehr wir die einzelnen Dinge wirklich erkennen, um so
mehr erkennen wir Gott. Wer sich und seine Affecte klar erkennt, freut sich und
hat dabei zugleich die Idee Gottes, das heißt, er liebt Gott; denn auch Trauer
ist Freude, solange sie in ihrer Ursache oder als nothwendig oder in Gott,
erkannt wird.
Indem wir wissen, daß wir in Gott
sind, freuen wir uns und haben die intellectuelle Liebe zu Gott, in welcher wir
Gott als ewiges Sein erkennen. Die intellectuelle Liebe des Menschen zu Gott
ist eigentlich die Liebe womit Gott sich selber liebt, sofern er durch das im
Lichte des Ewigen betrachtete Wesen des menschlichen Geistes ausgedrückt wird.
Unsere Liebe zu Gott ist ein Theil seiner unendlichen Liebe zu sich selbst; nur
in der ewigen Liebe zu Gott besteht unsere Seligkeit oder Freiheit. Daher kann
der menschliche Geist nicht untergehen, sondern Etwas bleibt übrig, was ewig
ist, freilich nicht Dauer hat, denn Dauer ist nur das Beharren der endlichen
Dinge und besteht nur so lange, als der Körper existirt. Dieser, sowie jede
Passivität, ebenso Erinnerung, Gedächtniß hören natürlich auf. Der Geist ist
ewig sofern er die Dinge unter der Gestalt der Ewigkeit erkennt. Dieser ewige
Theil des Geistes ist die Vernunft; auch wenn wir Nichts wüßten von unserer
Ewigkeit, würde Tugend und Frömmigkeit unser Ziel sein; denn die Tugend ist
nicht Lohn der Tugend, sondern die Tugend selbst ist Seligkeit und deswegen der
Weise so viel mehr als der Thor, der seinen Lüsten fröhnt. Das höchste Gut der
Tugendhaften oder Vernünftigen ist allen Menschen gemein; denn es gehört zum
Wesen des menschlichen Geistes, eine wahrhafte und klare Erkenntniß von dem
ewigen und unendlichen Wesen Gottes zu haben.
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