dinsdag 29 augustus 2017

Ludwig Noack (1819–1885) Spinoza in “Das Buch der Weltweisheit oder die Lehren der bedeutendsten Philosophen aller Zeiten” vervolg

In het blog van gisteren gaf ik meer algemene informatie over de filosoof en theoloog Ludwig Noack. In dit blog breng ik een groot deel van zijn tekst over Spinoza in zijn Das Buch der Weltweisheit oder die Lehren der bedeutendsten Philosophen aller Zeiten, dargestellt für die Gebildeten des deutschen Volkes. In 2 Theilen. Leipzig: Avenarius & Mendelsohn, 1851 – Zweiter Theil: Die neuere Zeit: archive.orgdeutsche-digitale-bibliothek.debooks.google


§ 3l Baruch Spinoza

Drelli, Spinoza's Leben und Lehre 1843
Helferich, Spinoza und Leibniz 1846
Schaarschmidt, Des Cartes und Spinoza. Urkundliche Darstellung Beider 1850
Thomas, Spinozae systema philosophicum, 1835

Cartesius hat zuerst das Denken auf sich selbst gestellt durch seinen Satz: ich denke also bin ich: im Fortgange seiner Lehre aber fiel er wieder in eine dualistische Trennung von Denken und Sein, indem er Geist und Materie als sich ausschließende Gegensätze und für sich seiende Substanzen faßte, und damit in eine ganz mechanisch äußerliche Weltansicht zurück. Den cartesianischen Dualismus zu vermitteln und damit die Einseitigkeit des cartesianischen Standpunktes zu überwinden, versuchten Geulinx und Malebranche mit so wenig Glück, daß sie es nur zu einer äußerlichen und widerspruchsvollen Vermittelung jenes Dualismus von Geist und Materie, Denken und Sein brachten. Eine gründlichere und befriedigendere Vermittelung hat erst Spinoza errungen, welcher von Cartesius ausgehend und auf dessen metaphysischen Grundlagen fortbauend, die wesentlichen Kategorien des Cartesius vollständig durchführend, den Dualismus von Sein und Denken in der Einheit der Substanz aufhob und dadurch die consequente Vollendung und ergänzende Fortführung der cartesianischen Philosophie gegeben hat.

Baruch (oder wie er sich nach seinem Austritt aus der Judenschaft nannte, Benedict) Spinoza war 1632 in Amsterdam geboren und der Sohn eines wohlhabenden jüdischen Kaufmanns aus portugiesischem Geschlecht, der ihm eine gute Erziehung geben ließ. Im Talmud wie in der Bibel unterrichtet und durch Bescheidenheit und reinen Wandel sich auszeichnend, war Spinoza in der Gemeinde hoch angesehen. Ein Arzt, van den Ende, unterrichtete ihn im Lateinischen, in welcher Sprache Spinoza's Werke geschrieben sind. Die Tochter dieses Mannes flößte Spinoza eine tiefe Neigung ein; sie zog aber einen Andern vor. Als sich Spinoza dem Studium der Physik und des Cartesius ergab, und den Besuch der Synagoge, sowie den Umgang mit Juden zu meiden begann, lud er den Haß seiner Glaubensgenossen auf sich, die befürchteten, er wolle zum Christenthum übertreten, was Spinoza nie gethan hat. Da sie ihn verfolgten und ihm sogar nach dem Leben trachteten, verließ er Amsterdam,worauf ihn die Juden alsbald aus der Gemeinde ausschlossen. Spinoza hatte das Schleifen optischer Gläser gelernt, wovon er sich nährte, indem er solche neben seinen Studien in der Nähe von Amsterdam verfertigte und durch seine Freunde verkaufen ließ. Seit dem Jahre 1664 brachte er kurze Zeit zu Rynsburg bei Leyden, dann in Voorburg in der Nähe vom Haag zu und ließ sich endlich im Haag selbst nieder. So einfach und zurückgezogen aber auch hier Spinoza lebte, so hatte doch der Ruf seiner literarischen Thätigkeit viele Wiß und Neubegierige herbeigezogen, die ihn persönlich aufsuchten oder Correspodenzen mit ihm anknüpften. Eine vom Kursürsten von der Pfalz ihm angetragene Professur der Philosophie in Heidelberg lehnte er ab. Trotz seiner einfachen und mäßigen Lebensweise war Spinoza zwanzig Iahre lang von der Schwindsucht angegriffen, an welcher er im vierundvierzigsten Lebensjahre (1677) starb.

Seine erste Schrift, die er in seinem einunddreißigsten Lebensjahre herausgab (1664) war eine Schrift “Ueber die philosophischen Principien des Cartesius” welcher als Anhang die “Metaphysischen Gedanken beigefügt waren”. Dieselbe hatte den Zweck, mit der Darlegung der Grundzüge des cartesianischen Systems

Etc. Dit laat ik voor wat het is en ga verder met de volgende paragraaf.

§ 32 Die Philosophie des Spinoza

Die drei metaphysischen Grundbegriffe auf welchen das System Spinoza ruht, sind die Begriffe der Substanz, des Attributs und des Modus.

Es gibt nur Eine und zwar absolut unendliche Substanz, und diese ist Gott; die Substanz aller Dinge ist nur Eine und diese ist Gott; dies ist der Fundamentalsatz der spinozistischen Philosophie. Weil die Substanz durch sich ist, d.h. ihr Begriff keines Beweises bedarf, wird sie auch nur durch sich begriffen. Sie ist die Ursache ihrer selbst, d.h. ihr Wesen schließt die Existenz in sich; oder mit andern Worten: Gott eristirt nothwendig.

Durch ihre Existenz allein kann die Substanz nicht gefaßt werden, sondern nur durch ein Attribut, d.h. durch Dasjenige was der Verstand an der Substanz als ihr Wesen ausmachend wahrnimmt. Die Substanz an sich ist ganz bestimmungslos; der Verstand gehört nicht zur Substanz als solcher; aber für den Verstand wird in den Attributen das Wesen der Substanz ausgedrückt; das Attribut ist ganz dasselbe, wie die Substanz, nur daß es Attribut genannt wird im Verhältniß zu einem Verstande, welcher der Substanz eine bestimmte Natur zuschreibt, während sie selbst an sich keine bestimmte Weise des Seins hat und ganz gleichgültig gegen die Zahl der Attribute ist, welche an sie gebracht werden. Es können vom Verstande unendlich viele Attribute in die Substanz gesetzt werden. Da jedoch der menschliche Verstand nur Anschaunng und Denken in sich findet, so betrachtet er auch die Substanz nur unter zwei Attributen unter dem Attribut des Denkens und der Ausdehnung. Gott oder die Substanz ist denkend, sofern sie der Verstand unter dem Attribut des Denkens, und ausgedehnt sofern ihn der Verstand unter dem Attribut der Ausdehnung betrachtet. Beide Attribute sind ganz selbständig gegen einander ander und können nicht aus der Substanz selbst, sondern durch sich selbst begriffen werden; denn die Substanz ist nur Eine, und kann außer ihr nichts Reales gedacht werden.

Wie verhält sich nun aber die Substanz zu den Einzelwesen, zu den sogenannten eristirenden Dingen? Das Endliche als solches existirt gar nicht, nach Spinoza; sollen die endlichen Dinge reale Eristenz haben, so können sie dies nur, sofern sie nichtendliche, nichteinzelne sind und Eins ausmachen, d.h. sofern sie in Gott sind oder als wechselnde Ausdrücke oder Formen (Modi) der Einen unveränderlichen Substanz begriffen werden. Die endlichen Dinge sind also nur Modi oder Affectionen (Ausdrucksweisen) der Substanz; für sich sind sie gar Nichts; außer der Substanz existirt gar Nichts; die Existenz der Welt als eines Aggregats von Einzeldingen ist gar keine wirkliche Existenz (Akosmismus).

Auf solche Weise werden die Einzeldinge weder durch die Erkenntniß des ersten Grades, die Sinnenerkenntniß, noch durch die Erkenntniß des zweiten Grades, durch Begriffe und Schlußfolgerungen, sondern allein durch die höchste und allein wahre, die intuitive Vernunfterkenntniß betrachtet. Nur die letztere Erkenntnißweise betrachtet die Dinge, wie sie wahrhaft und wirklich sind, als nothwendige und ewige, im Lichte der göttlichen Substanz, sub specie aeterni, als Modi oder Affeectionen der ewigen Substanz. Da nun die Dinge weder außer Gott Etwas sind, noch als Dinge etwas Gemeinsames mit ihm haben, so kann Gott nur als immanente Ursache der Dinge gedacht werden, d.h. nicht eigentlich als ihre Ursache, sondern als ihre Substanz oder Materie, als ihr Substrat, als Natura naturans der Welt oder der endlichen Dinge, als der Natura naturata. Ein Handeln aus freiem Willen findet somit bei Gott nicht statt; aus seiner Nothwendigkeit folgt Alles, seine Macht ist mit seinem Wesen Eins. Was darum in Gottes Macht ist, ist wirklich, und einen Unterschied zwischen Möglichkeit und Wirklichkeit annehmen, hieße Gott eine thörichte Freiheit zuschreiben; bei Gott von einem Handeln nach Zwecken reden, hieße ihn einem Andern unterwerfen; der Grund seines Handelns ist der Grund seines Seins, und wie er nicht um eines Zweckes willen da ist handelt er auch nicht um eines Zweckes willen; denn dies würde Gottes Vollkommenheit aufheben.

Je nachdem nun die Welt unter dem Attribute des Denkens oder der Ausdehnung gedacht wird, ist sie die Welt der Ideen oder die Körperwelt; beide stehen in  vollkommener Uebereinstimmung. Modifikationen der Substanz, sofern sie ausgedehnt gedacht wird, sind die materiellen Dinge, sofern sie denkend gedacht wird, die Ideen; und jedes Ding ist von einem Ding, jede Idee von einer Idee bedingt, nicht aber ein Ding von einer Idee, oder eine Idee von einem Ding. Leib und Seele sind ein und dasselbe Ding nur unter verschiedenen Attributen betrachtet; der Geist ist die Idee des Körpers, der unter dem Attribute des Denkens betrachtete Körper; eine Seele die Idee meines Körpers, oder die Erkenntniß desselben, wie er in Gott ist. Darum kann weder der Geist auf den Körper, noch der Körper auf den Geist einwirken. Was wir Willensentschluß nennen, ist nichts Anderes als eine Determination (Bestimmtwerden) unsers Körpers, nur unter einem andern Attribute betrachtet. Wie nun der einzelne Mensch nichts Anderes ist als ein Modus der göttlichen Substanz, so kann ihm auch nicht freier Wille zugesprochen werden; denn da der Willensentschluß nur Modification des Körpers ist, so muß der Wille ebenso, wie der Körper, stets von Etwas determinirt oder bestimmt sein; die Menschen halten sich aber für frei, weil sie sich der determinirenden Ursachen nicht bewußt sind.

Wir sind thätig, wenn in oder außer uns Etwas geschieht, wovon wir die vollständige Ursache sind; leidend, wenn in oder außer uns Etwas geschieht, wovon wir gar nicht oder nur teilweise die Ursache sind. Je mehr inadäquate oder verworrene Ideen der Geist hat, desto mehr ist er leidend; je mehr adäquate oder der Wahrheit entsprechende Ideen er hat, um so mehr ist er thätig; je mehr er aber thätig ist um so vollkommener ist er. Das Streben des Geistes, seine Realität zu erhalten und zu vermehren, ist Wille, wenn man blos vom Geist, Trieb oder Begierde, wenn man vom Geist und Körper spricht. Das Uebergehen des Geistes zu größerer Vollkommenheit oder Realität ist Freude, das Umgekehrte ist Trauer; Freude die mit der Idee einer äußern Ursache derselben verbunden ist heißt Liebe; Trauer die mit der Idee einer äußern Ursache derselben verbunden ist, heißt Haß. Aus Freude, Trauer und Begierde werden dann von Spinoza alle übrigen Affecte abgeleitet und ihre Wirkungen als nothwendig dargethan. Die Unfreiheit des Menschen besteht in dem Unvermögen, seine Affecte zu bändigen und zu unterdrücken. Gutes und Böses bezeichnet nichts Positives in den Dingen selbst, sondern nur Vorstellungen und Begriffe, die wir durch Vergleichung der Dinge uns bilden. Die Sünde ist nichts Positives, denn Nichts geschieht gegen Gottes Willen, der Begriff der Unvollkommenheit kommt uns nur, indem wir Etwas mit einem Andern vergleichen; so ist also das Böse eine Negation, die nur in unserer Vorstellung als Etwas erscheint. Bei Gott ist keine Idee des Bösen; es ist Privation, d.h. bloße Abwesenheit, in sich selbst gar Nichts; wäre Böses, Sünde etwas Wirkliches, so wäre Gott gewiß ihr Urheber. Um aber doch die Worte Gut und Bös beizubehalten, so ist gut Das, wovon wir gewiß wissen, daß es uns wahrhaft nützlich, böse Das, wovon wir wissen, daß es uns schädlich ist oder uns verhindert, eines Gutes theilhaftig zu werden.

Tugend ist nichts Anderes als Macht oder Tüchtigkeit; d.b. die Tugend besteht in der Kraft des Menschen, hervorzubringen, was aus seiner Natur erklärt werden kann. Wirklich nützlich ist aber, was ihn zu größerer Perfection oder Realität bringt; darum muß Ieder sein Sein zu bewahren und zu erhöhen suchen. Da nun das Wesen der Vernunft Erkennen ist, so hält der Geist Nichts für nützlich und gut, als was zum Erkennen beiträgt, und Nichts für übel, als was uns daran hindert. Das höchste Gut ist die Erkenntniß Gottes, und die höchste Tugend des Geistes, Gott zu erkennen. Ein Affect, der ein Leiden ist, hört auf ein Leiden zu sein, sobald wir eine klare Idee von ihm haben, denn er ist nur ein Leiden, weil er eine verworrene Idee ist. Je mehr der Geist alle Dinge als nothwendig erkennt um so weniger leidet er, und je mehr wir die einzelnen Dinge wirklich erkennen, um so mehr erkennen wir Gott. Wer sich und seine Affecte klar erkennt, freut sich und hat dabei zugleich die Idee Gottes, das heißt, er liebt Gott; denn auch Trauer ist Freude, solange sie in ihrer Ursache oder als nothwendig oder in Gott, erkannt wird.

Indem wir wissen, daß wir in Gott sind, freuen wir uns und haben die intellectuelle Liebe zu Gott, in welcher wir Gott als ewiges Sein erkennen. Die intellectuelle Liebe des Menschen zu Gott ist eigentlich die Liebe womit Gott sich selber liebt, sofern er durch das im Lichte des Ewigen betrachtete Wesen des menschlichen Geistes ausgedrückt wird. Unsere Liebe zu Gott ist ein Theil seiner unendlichen Liebe zu sich selbst; nur in der ewigen Liebe zu Gott besteht unsere Seligkeit oder Freiheit. Daher kann der menschliche Geist nicht untergehen, sondern Etwas bleibt übrig, was ewig ist, freilich nicht Dauer hat, denn Dauer ist nur das Beharren der endlichen Dinge und besteht nur so lange, als der Körper existirt. Dieser, sowie jede Passivität, ebenso Erinnerung, Gedächtniß hören natürlich auf. Der Geist ist ewig sofern er die Dinge unter der Gestalt der Ewigkeit erkennt. Dieser ewige Theil des Geistes ist die Vernunft; auch wenn wir Nichts wüßten von unserer Ewigkeit, würde Tugend und Frömmigkeit unser Ziel sein; denn die Tugend ist nicht Lohn der Tugend, sondern die Tugend selbst ist Seligkeit und deswegen der Weise so viel mehr als der Thor, der seinen Lüsten fröhnt. Das höchste Gut der Tugendhaften oder Vernünftigen ist allen Menschen gemein; denn es gehört zum Wesen des menschlichen Geistes, eine wahrhafte und klare Erkenntniß von dem ewigen und unendlichen Wesen Gottes zu haben.

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