dinsdag 22 augustus 2017

Rudolf Eucken (1846 – 1926) Of hoe een andersdenkende over Spinoza schreef [6]

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Dit wordt het voorlaatste blog over hoe Eucken over Spinoza schreef. Voor ik in een laatste blog enige conclusies trek en afsluitende informatie breng, citeer ik hier een paragraaf, waarin Eucken 8x Spinoza ‘opvoert’ in een werk waarin hij zijn Lebensphilosophie nog eens flink uiteenzet.

Rudolf Eucken, Mensch und Welt. Eine Philosophie des Lebens. 1918 - Gutenberg; archive.org; Jazzybee Verlag, 2012 bij books.google


2. Die Behandlung des Problems in der Philosophie
Aber das neue Leben unterliegt bei aller Größe auch vielfachem Zweifel. Ist wirklich das Denken das ausschließliche Maß und das Erkennen der Hauptinhalt des Lebens? Wird damit nichts manches verworfen oder doch weit zurückgestellt, was ein gutes Recht auf Geltung und Wirkung hat, gerät das Leben bei aller äußeren Weite nicht innerlich in eine zu enge Bahn? Vor allem aber: bildet es nicht einen inneren Widerspruch, das Leben auf sich selbst zu stellen und es zugleich ganz und gar in ein Welterkennen zu verwandeln? Denn damit wird es doch an etwas Fremdes gebunden, zu dem es kein inneres Verhältnis gewinnen kann. Das bleibt ein Widerspruch, an dem die ganze Aufklärung leidet: sie zerstört den unmittelbaren Zusammenhang von Mensch und Welt, aber sie läßt eine Welt neben dem Menschen stehen und richtet ihn zwingend darauf; von der Denkarbeit wird nun verlangt, den zerrissenen Zusammenhang wiederherzustellen. Das führte unvermeidlich zu künstlichen Konstruktionen, und diese Künstlichkeit übertrug sich auf das Leben selbst und ließ es nicht zu einem gehaltvollen Beisichselbstsein gelangen. Es sollte bei sich selber sein und wurde zugleich über sich Hinausgetrieben.
Wenn Descartes einen Abschluß nur erreicht mit Hilfe der alten Denkart, der sein eignes Verfahren widersprach, so verbindet Spinoza noch mehr Altes und Neues zu gemeinsamer Wirkung. Auch er läßt eine Welt neben den Menschen stehen und fordert ihn zu ihrer Aneignung auf, aber er versucht einen neuen Weg zur Herstellung einer Gemeinschaft. Dieser besteht darin, daß im menschlichen Leben selbst zwischen einer höheren und einer niederen Art geschieden wird, von denen jene einen Weltcharakter trägt, diese dagegen dem bloßen Menschen angehört und in Weltbegriffe nicht einfließen darf. Jene Art findet Spinoza im Denken, einem von sachlicher Notwendigkeit beherrschten, über die Vorstellungen, Triebe, Zwecke des Menschen erhabenen Denken, diese im sinnlichen Vorstellen sowie in dem es beherrschenden Getriebe der subjektiv menschlichen Zustände und Affekte. Das gilt ihm als der Quell unsäglicher Irrung und Verwirrung, daß der Mensch seine besondere Art in das unermeßliche All hineinlegt, Wertunterschiede in es hineinträgt, sich selbst als den Mittelpunkt des Ganzen behandelt; eine Befreiung davon und ein sicherer Aufstieg zur Wahrheit, ein Einswerden mit der Wirklichkeit scheint aber erreichbar, wenn der Mensch den Schwerpunkt seines Lebens in ein Denken verlegt, das nicht in vereinzelte Akte aufgeht, sondern eine feste Verkettung bildet, eignen Gesetzen folgt, in sich selbst seine Triebkraft trägt. Daß aber, was so im Menschen vorgeht, unmittelbar auch der Welt angehört und den Menschen ihr Leben teilen läßt, das steht und fällt mit einer besonderen Voraussetzung. Ein einziges Sein und Geschehen muß alle Mannigfaltigkeit in sich tragen, muß im besondern den Gegensatz von Subjekt und Objekt umspannen; nur bei Begründung in einem solchen Ganzen kann die einzelne Stelle die Welt als eigen erleben. Es geschieht das aber bei Spinoza in zwiefacher Weise. Einmal bildet das wissenschaftliche Denken mit seiner aus sich selbst bewegten Kausalverkettung ein Gegenstück zur Natur, indem die Ordnung der Ideen genau der Ordnung der Dinge entspricht; sodann aber scheint das Denken in Erhebung zur Intuition imstande, mit dem tragenden und belebenden Grunde des Alls völlig eins zu werden und von ihm aus die ganze Unendlichkeit zu eignem Besitz zu gewinnen. Indem so die Welt dem Menschen sowohl in ihrem Grunde als in ihrer Entfaltung (als natura naturans wie als natura naturata) sich eröffnet, gewinnt sein Leben eine unermeßliche Weite und zugleich das stolze Gefühl, in sicherer Wahrheit zu stehen. Es ist sehr begreiflich, daß das Ganze mit seinen großen und einfachen Zügen starken Eindruck auf die Menschheit machte, daß namentlich künstlerische Naturen der hier verkündigte enge Zusammenhang von Mensch und Welt überwältigend fortriß; auch sind zweifellos bedeutende Weiterbildungen der Welt des Menschen von hier ausgegangen. Aber zugleich ist gegenwärtig zu halten, daß die Größe des allgemeinen Entwurfs nicht das Nähere der Ausführung deckt; je mehr wir uns mit ihm befassen, desto mehr Verwicklungen werden ersichtlich. Die Einigung des Menschen mit der Welt wird hier nur erreicht durch ein Zusammenwirken alter und neuer Denkart. Denn das Ausgehen vom All als dem sicheren Grunde widerspricht direkt der neuen Art, deren Wendung zum Menschen das All in die Ferne gerückt und in ein Problem verwandelt hatte. Nur durch einen kühnen Sprung wird bei Spinoza die Kluft überbrückt. Auch gestaltet sich das Verhältnis zum All und der Inhalt des Lebens grundverschieden, je nachdem der schaffende Grund oder die Entfaltung zur Welt es beherrscht. Bei der Weltgestaltung entsteht ein Parallelismus zwischen Gedankenreich und Natur, wobei diese das Hauptgeschehen bildet, das Innenleben aber zu einer bloßen Begleitung sinkt und als solche seine Kraft und seine Gesetze gänzlich der Natur entlehnt. Wenn dagegen die Intuition weit über den Parallelismus hinaus eine völlige Einigung mit dem Grunde der Wirklichkeit herstellt, so erscheint dieser bei aller Erhabenheit über die Begriffe des Menschen als von innerem Leben erfüllt, als geistiger Natur. Die sichtbare Welt aber wird hier zur Entfaltung dieses Lebens, zum herrlichen Kleide der Gottheit. So wölbt sich über dem breiten Gebiet, das der Naturalismus beherrscht, eine Welt der Mystik mit ihrer Innerlichkeit. Bei allem Unterschiede, ja Gegensatz stimmen aber beide darin zusammen, dem Leben zum einzigen Inhalt ein Erkennen zu geben; das Erkennen allein mit seiner Affektlosigkeit scheint das menschliche Leben von seiner Enge befreien und zu einem Teilhaben am Ganzen des Weltalls führen zu können. Der damit begonnene Kampf gegen menschliche Enge und Selbstsucht war ein berechtigter Rückschlag gegen die ältere Denkart, welche namentlich im Durchschnitt des Alltags die Welt unbedenklich nach menschlichen Größen und Zwecken deutete und alles Geschehen auf den Menschen als Mittelpunkt der Wirklichkeit bezog; aber deckt sich die Grenze zwischen Kosmischem und Bloßmenschlichem in unserem Leben mit der von reinem Denken und sonstigem Leben, geht die Scheidung zwischen höherer und niederer Art nicht durch alle Seiten des Seelenlebens hindurch? Überschreitet nicht Spinoza selbst das bloße Denken, wenn er den Menschen nicht der Welt der Wahrheit schon zugehörig findet, sondern von ihm eine Versetzung dahin und damit eine Umwälzung seines ganzen Seins verlangt? Jedenfalls ist die Folge der spinozistischen Scheidung, daß je mehr sich das Leben hier zur Welt erweitert, es desto mehr an Kraft und Wärme einbüßt, es desto mehr allen seelischen Inhalt preisgibt; die Erweiterung müßte zu einer Zerstörung werden, wenn nicht unablässig aus der älteren Lebensführung eine Ergänzung käme, wenn die Welt des Denkers nicht viel weiter und reicher wäre als seine Begriffe es sind.
Aber mag Spinoza weder die Verbindung des Menschen mit der Welt hinlänglich sichern noch auch dem Leben einen genügenden und einen eindeutigen Inhalt geben, wir verdanken ihm trotzdem große Weiterbildungen und förderliche Anregungen. Er zuerst hat den Kampf gegen das Kleinmenschliche im Bereich des Menschen selbst aufgenommen, er konnte das aber nur, indem er hier ein zusammenhängendes Gefüge entdeckte und in ihm das Weltleben unmittelbar ergriff. Eigentümlich wirkt dabei der Kontrast, daß das Leben hier in seinem Kern die stille und freudige Ruhe der Kontemplation erreicht, daß aber der Weg dahin eine völlige Umkehrung, eine Tat des ganzen Wesens fordert. Auch das mag ein Widerspruch sein, jedenfalls ist es ein Widerspruch, der Leben weckt und das Streben vorwärts treibt.
Leibniz, der nächste große Denker in dieser Reihe, ist zunächst gegen Spinoza vielfach im Nachteil. Ihm fehlt dessen schlichte Größe und Einfalt; als der klassische Denker der Barockzeit schätzt er vielmehr das Gewagte und Künstliche, kühne und überraschende Konstruktionen, auch fehlt ihm die Kraft der Verneinung und zugleich die Schärfe der Scheidung, worin Spinoza groß ist. Aber seine Freude am Bauen und seine Neigung zu bejahen und auszugleichen ist der Ausdruck eines kräftigeren Lebensgefühls, das mehr in der Wirklichkeit sehen und mehr aus ihr machen möchte, das in Wahrheit mehr inneres Leben, mehr Reichtum, mehr Zusammenhang in ihr entdeckt. Im besondern ist es der Gedanke der Individualität, der dabei kräftig hervortritt und auch die Behandlung unseres Problems auf neue Bahnen treibt.

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[1x Spinoza in §] 4. Folgerungen für die Erkenntnisarbeit; a) Die Hauptzüge des Erkennens

Ein Erkennen, das so eng mit dem Leben zusammenhängt, hat auch eine besondere Stellung innerhalb des Seelenlebens, es darf sich bei aller Selbständigkeit, die das Denken, sein Werkzeug, besitzt, nicht mit kühler Gleichgültigkeit vom übrigen Leben abschließen wollen. Das Verlangen eines affektlosen Denkens hat nur insoweit Recht, als es ein Einfließen kleinmenschlicher Interessen und Gefühle verbietet; wo aber das Erkennen einen Hauptmitarbeiter eines neuen Lebens bedeutet, da hat es unablässig zu kämpfen, da kann es nicht vorwärtskommen ohne Aufbietung und Einsetzung der ganzen Seele, ohne ein inneres Feuer, das seine Arbeit durchglüht. Spinoza selbst, der besonders darauf drang, nicht zu weinen oder zu lachen, sondern lediglich zu verstehen, der Großartiges geleistet hat in seiner Behandlung der Seelenzustände nach Art mathematischer Größen, hat doch einen Affekt im höheren Sinne mit aller Kraft wieder eingeführt und mit Recht gelehrt, ein Affekt sei nur durch einen Affekt, nie durch bloße Betrachtung, zu überwinden. So wenig also kleinmenschliche Denkart in das Erkennen einfließen sollte, das Denken erhebt sich aus reflektierendem zu produktivem Denken und damit zum Erkennen nur, wenn das Ganze des Lebens hinter ihm steht und sein Vermögen in es hineinlegt.

Hier voeg ik nog een stukje toe van Hans Klumbies over

 

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Rudolf Eucken, Der Sinn und Wert des Lebens, 1907, Zweite völlig umgearbeitete Auflage, Leipzig, 1910 in microform bij archive.org; vierte Auflage 1914 bij Gutenberg; Jazzybee Verlag, 2012 bij books.google
Hans Klumbies, Die Kultur hat den Menschen in wachsende Verwicklungen geführt [blog 1. oktober 2013 cf.]
Es gibt Menschen, die suchen wahrhaftiges Glück, indem sie nach mehr Charakterentwicklung und Persönlichkeit streben und nach einer persönlichen Gestaltung ihres Daseins. Laut Rudolf Eucken muss hier die künstlerische Betätigung der ethischen Aufgabe weichen. Die Entwicklung der Persönlichkeit geht einher mit einer Umwälzung der vorgefundenen Wirklichkeit und dem Aufbau einer neuen Realität. Schon Immanuel Kant erkannte deutlich, dass es kein Persönlichwerden ohne eine Erhebung des Lebens zur Freiheit, Selbstständigkeit und Ursprünglichkeit gibt. Die Welt des natürlichen Daseins gewährt für solche Forderungen allerdings keinen Platz. Später sah es allerdings manchmal so aus, als sein ohne viel Anstrengung eine wesentliche Erhöhung des Lebens erreichbar. Rudolf Eucken hält diese Vorstellung für einen groben Irrtum.

Die Menschen stehen ihrem allmächtigen Schicksal wehrlos gegenüber

Was in früheren Zeiten eine feste Grundlage des Glücks und eine Hilfe zu seiner Entwicklung gewährte, gibt den Menschen der Gegenwart nicht mehr genügend Halt. Ihnen fehlen die mächtig auf sie eindringenden Wirkungen der Welt. Dagegen kann der Besitz einer geschlossenen Gedankenwelt, Zweifel und Nöte mildern, auch wenn im besonderen eine einzige alles beherrschende Wahrheit fehlt. So stehen die Menschen gemäß Rudolf Eucken einem allmächtigen Schicksal gegenüber wie wehrlos da.
Es scheint sich deutlich abzuzeichnen, dass eben das, was den Menschen über die bloße Natur hinausführt, ihn in ungeheure Probleme verwickelt, denen er nicht gewachsen ist. Rudolf Eucken schreibt: „Unverkennbar erhebt sich bei ihm eine neue Art des Lebens und scheidet ihn von den anderen Wesen. Dies Leben aber scheint in der großen Welt keine Unterstützung und Förderung zu finden, es sieht sich an undurchsichtige Bedingungen gebunden und wird vom Lauf der Dinge als gleichgültig behandelt.“

Denkende Menschen stoßen auf die Idee der Unendlichkeit und Ewigkeit

Wenn ein Mensch zu denken beginnt, kommt er früher oder später auf die Idee der Unendlichkeit und Ewigkeit und zerstört damit gleichzeitig alle Befriedigung beim Zeitlichen und Endlichen. Von der Unendlichkeit aus betrachtet, muss dem Menschen sein Tun und Treiben als unsäglich klein erscheinen. Der denkende Mensch kann nicht umhin, seinen Lebenskreis als eng begrenzt, ja nichtig zu empfinden. Der Gedanke der Ewigkeit setzt alle Ausdehnung des menschlichen Lebens zu einer verschwindenden Spanne herab und droht im alle Lust und Mut zu rauben.

Je mehr ein Mensch seine Eigentümlichkeit entwickelt und je weiter ihn sein Denken über das nächste Dasein hinausträgt und ihm zugleich das Gefühl einer Freiheit vermittelt, desto härter scheint der Widerstand einer fremdartigen Welt, die jener Bewegung nicht folgt, desto schwerer auch der Druck der Verkettung der Dinge. Rudolf Eucken schreibt: „Deutlich genug zeigt auch der unmittelbare Anblick der menschlichen Erfahrung, dass der Fortgang der Kultur den Menschen weit mehr in wachsende Verwicklung geführt, als ihm ein reines und volles Glück beschert hat.“

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